Rabbi Zussaya lag im Sterben. Zur Überraschung seiner Schüler, die um sein Bett versammelt waren, bekannte er Angst vor dem Sterben zu haben. „Aber wie kann das sein?“, fragten die Schüler. „Du hast solch ein beispielhaftes Leben geführt. Du hast uns wie Moses aus der Wildnis geleitet. Du hast Urteile gesprochen, wie der weise Salomon.“ Sanft antwortete der Rabbi: „Wenn ich meinen Schöpfer treffe, wird er mich nicht fragen, ob ich wie Moses oder Salomen war. Vielmehr wird er mich fragen: „Warst du Zussaya?“
Eine schöne jüdische Geschichte, die davon handelt, wie schwierig und wichtig zugleich es ist, man selbst zu sein. Jeder Mensch ist einzigartig. Jeder ist dazu bestimmt, anders als die Anderen zu sein.
Wir sind hier, um UNSER Leben zu leben.
Wie oft wurden wir bereits in unserer Kindheit, von Eltern, Lehrern und Freunden mit anderen verglichen? Wie oft vergleichen wir uns noch heute, orientieren uns an dem, wie andere Menschen aussehen, bestimmte Dinge tun oder denken? Wenn wir uns vergleichen, entsteht tief in uns der Eindruck, dass wir mit dem, wie wir eigentlich sind, nicht in Ordnung sein könnten. Warum tun wir dies dennoch wieder und wieder? Die Antwort könnte sein, dass wir durch unser Streben nach Anerkennung und Zugehörigkeit dem Irrglauben folgen, dass, was wir bei anderen Menschen als erfolgreich beobachten, auch unseren Erfolg gewährleisten würde.
Schaut man sich in der Natur um, zeichnet diese Strategie nur uns Menschen aus. Jegliches andere Lebewesen stellt weder Fragen nach seiner Bestimmung, noch seine Einzigartigkeit in Frage. In der Natur greift alles perfekt ineinander, funktioniert, wie nach einem größeren Plan perfekt, ohne kontrolliert werden zu müssen. Letztendlich sind auch wir Menschen ein Teil der Natur.
Wie entspannt könnte das Leben sein, wenn wir diese Tatsache dahin gehend akzeptieren würden, uns in unserer natürlichen Funktionsweise besser kennenzulernen, anstatt unsere Energie zu verschwenden, jemand sein zu wollen, der wir naturgegeben nicht sind?
Wenn wir anfangen, unsere Einzigartigkeit zu verstehen und zu akzeptieren, öffnet sich etwas in uns und entspannt sich. Schicht um Schicht fallen konditionierte Denk- und Verhaltensweisen, die uns Kraft und Lebendigkeit kosten, weg, und der Mensch, der wir bestimmt sind zu sein, fängt an sich zu entfalten. Uns selbst kennenzulernen, zu erfahren, wer wir sind und zu akzeptieren, wer wir nicht sind, kann uns helfen, vertrauen zu lernen, uns dem Fluss des Lebens hinzugeben, Dinge, die uns nicht entsprechen anderen zu überlassen und zu erkennen, dass das Leben nicht Kampf bedeutet.
Wie oft haben wir unser Leben in der Vergangenheit mit dem Verstand navigiert? Er war unser ultimativer Entscheider. Das wahre Genie unseres Verstandes besteht jedoch darin, Informationen und Erfahrungen zu sammeln und sie miteinander abzugleichen.
Uns selbst kennenzulernen bedeutet, zu erfahren, was uns tatsächlich durchs Leben trägt. Der Verstand beginnt dann, eine ganz andere, geeignetere Rolle als objektiver Beobachter zu spielen. Er befreit einen dahingehend, zu erfahren, wie leicht das Leben gehen kann, wenn wir anfangen, uns in unserer Einzigartigkeit „leben zu lassen“ und unserem höheren Bewusstsein oder der Intelligenz unseres Körpers, als das zu vertrauen, was uns durchs Leben trägt.